Facebook. “Ich finde dich bei Facebook?“ „Über Facebook verliert man sich ja nicht aus den Augen.“ „Schreibst du mir bei Facebook?“ „Lad mal die Bilder in Facebook hoch.“ „Hast du gesehen was der letztens in Facebook gepostet hat?“
Facebook, das ist ein sogenanntes „soziales Netzwerk“. Facebook ist allgegenwärtig, in Deutschland nutzen nach eigenen Angaben bereits 18 Millionen Menschen diese Seite, weltweit über 600 Millionen. Aber was bietet uns Facebook? Worin liegt der Erfolg? Wieso haben so viele Menschen das Bedürfnis ihr Privatleben der ganzen Welt mitzuteilen? All das und noch viele Fragen mehr treten auf, wenn man sich intensiver mit dem Phänomen Facebook beschäftigt. Beantwortet werden können die Fragen nur zum Teil oder gar nicht. Der Sinn dieses Beitrages liegt nicht darin, Wahrheiten herauszufinden, sondern zu sensibilisieren und die Aufmerksamkeit zu schärfen.
Es scheint als würde Facebook zunächst einmal das Bedürfnis am Leben anderer teilzuhaben erfüllen. Grundsätzlich ein beruhigender Gedanke, egal wie intensiv man eine Freundschaft oder einen Kontakt pflegt diesen immer erreichbar zu wissen. Ein kurzer Blick auf das Profil ermöglicht häufig auch schon einen Blick in die Gefühlslage ohne das man mit demjenigen gesprochen hat. Es kann aber auch jeder noch so flüchtige Bekannte oder auch völlig Unbekannte angeklickt und durchleuchtet werden. Wir haben zwar nur die Möglichkeit das zu sehen und zu lesen was derjenige freigibt, im Zweifel gibt es aber immer etwas zum Anschauen. Oft weiß man viele Befindlichkeiten dieser Personen, ohne sich mit den Menschen zu unterhalten.
Das geht soweit, dass man sich mit den Menschen nicht mehr unterhalten kann oder muss, denn Facebook kann mir mittlerweile sagen, wann, wo, wer, was tut. Das heißt wir wissen alles, ohne miteinander zu sprechen. Kommunikation ist in meinen Augen aber eines der wesentlichsten Merkmale des Menschen. Es ist uns möglich, einem beliebigen Gegenüber zuzuhören, ihn zu verstehen, seine Gedanken aufzunehmen, zu reflektieren und sich eine eigene Meinung zu bilden in dem Moment wo wir diese Gedanken übermittelt bekommen.
Eine Bekanntschaft oder Freundschaft ist mehr als ein Klick, mit dem ich bestätige „Du bist mein Freund“. Man spricht, fühlt, riecht einen Gegenüber bis einem irgendwann klar ist, dass ist jemand mit dem ich auf einer Wellenlänge bin oder dessen Gedanken ich interessant finde, dem ich Vertrauen schenke und den ich als Freund ansehe. Ein Arbeitgeber stellt auch keinen neuen Mitarbeiter ein, ohne ein Bewerbungsgespräch zu machen um herauszufinden wie derjenige tickt.
Facebook nimmt diesen elementaren Schritt der Kommunikation. Natürlich besteht die Möglichkeit über Nachrichten mit Menschen in Kontakt zu treten. Trotzdem sehe ich dies nicht als Ausgleich der wirklichen persönlichen Kommunikation. Virtuell übermittelte Nachrichten und die damit vermittelte Persönlichkeit unterscheiden sich massiv von der echten Persönlichkeit. Die Hemmschwelle Dinge preiszugeben, die man im persönlichen Gespräch nicht oder anders darstellen würde, sinkt. Denn durch das Senden der Nachricht, muss ich meinem Gegenüber, dem Empfänger beim Erhalt der Nachricht nicht in die Augen sehen. Kann mich vor der Reaktion schützen und mir bei einer Antwort in Ruhe überlegen, wie ich selber reagiere. Dabei völlig eliminiert wird ein zweites elementares Merkmal des Menschen: seine Emotionen. Wie bereits angesprochen, kann ich mich Emotionen im virtuellen Raum vollständig entziehen. Emotionen sind nicht mit Wörtern zu umschreiben. Emotionen sind Körpersprache, Emotionen sind Gefühle.
Emotionen werden durch Facebook eingestampft. Natürlich kann ich Schreiben mir geht es heute aus diesem Grund schlecht, heute bin ich fröhlich, weil. Darauf reagieren auch Menschen in dem sie ihre Gedanken dazu teilen. Aber mir in meiner entsprechenden Situation hilft das nicht. Geht es mir schlecht, brauche ich jemanden der für mich da ist und nicht eine Zeichenkette oder ein Kommentar „Wo ist hier der Dislike-Button?“. Der Mensch benötigt direkte Kommunikation über den Austausch von Emotionen und wirklich mein Freund ist derjenige der Empathie zeigt und sich mit mir persönlich in meine Situation hineinversetzt. Durch Facebook sterben Emotionen. Geht es mir schlecht ist die höchste Erwartungshaltung die ich an mein Umfeld haben kann, einige mitleidige Kommentare, geht es mir gut kann ich mich im besten Fall über ein paar Daumen freuen. Solche mechanischen Vorgänge stumpfen den Menschen ab. Bis wir wie Maschinen nur noch auf Nullen und Einsen reagieren.
Facebook sind die Gefühle egal. Facebook ist es auch egal ob wir kommunizieren. Facebook ist nicht sozial. Facebook ist ein Netzwerk, aber als allerletztes sozial. Die Idee dahinter, dass es durch seine Benutzer sozial wird ist schon durch den Ansatz über eine Maschine zu interagieren nicht gegeben. Was Facebook interessiert, wie jedes andere Unternehmen auch, ist Geld. Und Geld generiert Facebook durch Klicks, durch Werbung. Noch nie war es so einfach Werbung entsprechend einer definierten Zielgruppe zu schalten. Die Daten dafür haben die Benutzer freiwillig eingegeben. An dieser Stelle darf man mich nicht falsch verstehen, es ist das gute Recht von jedem sein Glück zu suchen und Facebook hat sein Glück gefunden. Das Glück von Facebook nennt sich Geld und Facebook ist ein Goldesel. Aber wir die dieses Geld generieren und im Endeffekt für den Reichtum von Facebook sorgen, stehen ohne eine Gegenleistung dar. Nein uns wird eher noch etwas genommen, nämlich unsere Menschlichkeit. Wir werden zu emotionslosen Irgendwas die ihre Zeit damit verschwenden auf eine Scheibe zu schauen und zu klicken. Gehen Sie ihre „Freundesliste“ durch und zählen Sie mit wie vielen dieser Menschen Sie schon mal ein intensives Gespräch hatten. Sei es über das Leben, was man erwartet, über Politik oder Literatur, über Frauen, Männer oder die Liebe allgemein. Mit wie vielen dieser Menschen hatten Sie Gespräche, die Sie persönlich bereichert haben, die Sie in Ihrem Leben weiter gebracht haben. Und dann überlegen Sie wie viele dieser Gespräche dabei über Facebook stattfanden. Es werden nicht so viele sein. Denn wir sind wahllos. Wir wollen immer mehr, mehr Freunde auf Facebook. Die Qualität dieser angeblichen Freunde interessiert niemanden.
Facebook ist nicht schuld an diesem Zustand, es ist ein Zustand den die heutige Zeit prägt. Viele Freundschaften haben keinen Wert oder die in meinen Augen falschen Werte. Facebook ist in diesem Sinne perfekt und deswegen funktioniert es auch so wunderbar. Die Menschen sind gemütlich. Echte Kommunikation und Emotionen benötigen Kraft, durch Facebook kann man sich diese sparen. Ist das ein Grund den Finger zu heben? Nein, uns geht es gut. Denn wir haben die Zeit um uns in Facebook über unser Leben zu beschweren oder zu freuen um ein bisschen Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.